Inspektor Gatoah, Der gestichelte Kater Kapitel eins: Morgenröte Die Jalousie zerschnitt die Sonne, die auf mein Flurparkett traf In gleichmäßige Scheiben wie ein guter Metzger Seit meiner Kündigung nutzte ich die Natur als Wecker Schlug die Augen auf und dachte: Zu war besser Denn ich blickte auf das Stillleben eines Pfandflaschenturms Während direkt daneben Pflanzen verdursten Es forderte meine gesammelten Gedankenressourcen Traum und Realität auseinanderzuwurschteln Ich bemerkte, dass ich außer 'ner Weinfahne nichts trug Nur meine Haut deckte mich zu wie ein fleischfarbenes Tuch Ich fühlte mich gerädert, als hätte ich zwar acht Stunden geschlafen Aber danach drei Tage gesnoozed Auch wenn meine Ehe in vergangenen Epochen liegt Schlief ich doch noch immer auf der Couch wegen Nostalgie So hat sie es gewollt, nicht weil ich fremdgeh' oder schnarch' Sondern weil meine Ex meinte, ich mansplaine im Schlaf Wie dem auch sei, ich wollte grad zehn Liter Wasser in mein'n Mund befördern Da war ein Stechen im Herzen meines Unterkörpers Bei so viel'n Feinden kann's ma' sein, dass ich den Kürz'ren ziehe Doch welcher Verbrecher rächt sich unter meiner Gürtellinie? Ich schaute langsam hin, dann deckte ich mir rasch den Schoß zu Es war das Gefühl wie nach Betrachtung einer Schlachthaus-Doku Angst, Scham, Wut und mein innerliches Pendel Schwankte zwischen Aktionsmus und Verdrängen Die Schmerzen waren gerade nicht groß genug für 'ne Krankschreibung Aber zu doll zum Entspanntsein und Vollbringen jeglicher Glanzleistung Ein Schmerz, der freilich nicht am Werktagstreiben hindert Doch im Fünf-Minuten-Takt an meine Sterblichkeit erinnert Und das Nervenkleid wird dünner, ich fiel tief in ein Loch Mein Filmriss machte das Ermitteln zäh wie'n Dienstleistungsjob Dann zeigte mir auch noch ein unliebsamer Brief in der Post Es gibt kein'n Gott, der die Mietpreise stoppt Immerhin, Lieferando-Burger lindert den Weltschmerz Plus die vier Flaschen Fanta für den Mindestbestellwert Der Fraß verlor mein'n Fokus an den Prinzen von Bel-Air Ritueller Eifer ließ ihn mich verschling'n wie ein Elchsherz Ich kratzte gerade noch das Rindfleisch vom Teller Als ich dachte: Vielleicht schneidet man ins Inn're des Zellkerns Meiner Wunde und Labore finden Hinweise schnell Wer ist der finst're Gesell? Wer ist hinter dem Geld her? Ein Freund von mir saß grade zwischen leblosen Körpern Er war Gerichtsmediziner, ich griff zum Telefonhörer Ich vertraute ihm blind, was ein wenig gestört war Denn irgendwie hielt ich ihn auch für einen Serienmörder, hm Ich brauchte nicht zu klingeln, er wurd von mei'm Bremsgeräusch wach Er war ein menschenscheuer Typ, der stets die Hände feucht hat Das stumme Nicken zur Begrüßung wirkte fremdgesteuert Wie es sich gehört für eine sehr innige Männerfreundschaft Er brummte: Hose runter, zeig ma', wo die Schmerzen sitzen Und tat sich im Anblick diverser Spritzen Und meines augenscheinlich sehr geknickten Terroristen Sichtlich schwer beim Verkneifen von Altherrenwitzen Seine unsensible Hand, die mein Gewebe fast zerquetschte War wohl nicht geschult für lebende Objekte Bald wurde die Röte von seiner Lupe entdeckt Sein Oha verfehlte den Beruhigungseffekt Der Anblick schien ihn zu versetzen in die Zeit, als er genauso fies Ausgeliefert war den Gefahren des Außendiensts Mit einem Mix aus Mitleid und Hochachtung Gab er mir Antibiotika und 'ne Kondompackung Und sagte: Ich will, dass du eine Liste mit dem Personenkreis Aus deinem sexuell'n Portfolio schreibst, ich hol' dir 'n Block DIN A4, DIN A3, wie groß soll's sein? Ich murmelte in meine Hand: Ein Post-it reicht