C F C
Er lebte in den Wäldern und lebte frei und allein
Am Dm G
Sein Reich ging von den Hügeln bis tief ins Land hinein
C F C
Vom Bach bis an die Ufer seines Flusses und von da
Am Dm G C
Hinab bis in die Täler, soweit sein Auge sah
G D G
Er kannte jede Höhle und fast jeden Blaubeerstrauch
G Em Am D7
Die Lieblingsplätze der Forellen selbstverständlich auch
G C G
Und abends liebte er es sehr, im hohen Gras zu stehn
F C G
An einen Fels gelehnt zu denken, und ins Land hinauszusehen
[Verse 2]:
C F C
So stand der Bär auch an jenem Nachmittag auf dem Fels
Am Dm G
Recht deutlich spürte er den Herbstwind schon in seinem Pelz
C F C
Am Himmel sah er Wildgänse in Scharen südwärts ziehn
Am Dm G C
Er gähnte oft, und er war müd, und es fröstelte ihn
G D G
Er trottete zu seiner Lieblingshöhle durch das Laub
G Em Am D7
Verscharrte noch den Eingang hinter sich und sprach: "Ich glaub"
G C G
Es riecht nach Schnee", während er letzte Vorkehrungen traf
F C G
Legte sich auf sein Lager und begann den Winterschlaf
[Verse 3]:
C F C
Er sollte recht behalten, es begann noch nachts zu schneien
Am Dm G
Der Winter zog in seinen Wald, der Boden fror zu Stein
C F C
Ein eisiger Wind sang in den klaren Nächten im Geäst
Am Dm G C
Dem Bären in seinem Unterschlupf war warm, und er schlief fest
G D G
Doch mit dem Winter kamen auch die Menschen in den Wald
G Em Am D7
Sie fällten Baum um Baum, vermaßen, zäunten ein und bald
G C G
Brachten sie Kräne, Rohre, Bagger, Stahlbeton, schon stand
F C G
Genau über der Höhle eine Fabrik im Land
[Verse 4]:
C F C
Der Frühling kam, und gut gelaunt erwachte auch der Bär
Am Dm G
Tief unten in der Höhle, nur das Aufstehen fiel noch schwer
C F C
Und als er dann schlaftrunken durch den engen Ausgang stieg
Am Dm G C
Stand er ungläubig mitten auf dem Vorhof der Fabrik
G D G
Da kam auch schon ein Pförtner brüllend auf ihn zumarschiert
G Em Am D7
Los du da, an die Arbeit, statt hier rumzustehen, kapiert?
G C G
"Verzeihung", sprach der Bär verstört, "Aber ich bin ein Bär"
F C G
"Jetzt reicht's mir", schrie der Mann, "Zum Personalchef, kein Wort mehr"
[Verse 5]:
C F C
Der Personalchef war ein muffiger, verhärmter Mann
Am Dm G
"Ich bin ein Bär", sagte der Bär, "das sieht man mir doch an"
C F C
"Was ich sehe, ist meine Sache" sprach der Mann, "und du
Am Dm G C
Bist ein dreckiger Faulpelz und noch unrasiert dazu"
G D G
Dann schubste er ihn zum Vizedirektor, der aktiv
G Em Am D7
Und sehr ergeben unterwürfig den Direktor rief
G C G
Der sprach und ließ dabei seinen Managersessel drehen
F C G
Unser Herr Präsident wünscht das faule Subjekt zu sehen
[Verse 6]:
C F C
"So so", sagte der Präsident, "Sie sind also ein Bär"
Am Dm G
Er hatte das größte Büro und langweilte sich sehr
C F C
Er war so mächtig, dass er keinen Schreibtisch mehr besaß
Am Dm G C
Keine Krawatte tragen musste und nur Comics las
G D G
Wenn Sie ein Bär sind, bitte, dann beweisen Sie das auch
G Em Am D7
Der Bär kratzte sich vor Verlegenheit über den Bauch
G C G
Nein, Bären gibt es nur in Zoo und Zirkus kurz und klein
F C G
Genau dort holen wir jetzt ein Gutachten über Sie ein
[Verse 7]:
C F C
Die Präsidentenlimousine fuhr den Bären zum Zoo
Am Dm G
Und seine Artgenossen musterten ihn schadenfroh
C F C
Und einstimmig erklärten sie, wer Auto fährt, und wer
Am Dm G C
Nicht hinter Gittern lebt, sei alles andere als ein Bär
G D G
Die Tanzbären im Zirkus urteilten genauso prompt
G Em Am D7
Weil wer nicht tanzt und radfährt, nicht als Bär in Frage kommt
G C G
Die Heimfahrt über dachte er: "Und ich bin doch ein Bär"
F C G
"Ich weiß es doch, ich weiß es", doch er wehrte sich nicht mehr
[Verse 8]:
C F C
Er ließ sich Arbeitszeug anziehen, und als man ihm befahl
Am Dm G
Sich zu rasieren, rasierte er sich seine Schnauze kahl
C F C
Stempelte seine Stechkarte wie jeder andere Mann
Am Dm G C
Und lernte, dass der Tag mit einem Hupsignal begann
G D G
Er ließ sich an eine Maschine setzen, wo ein Griff
G Em Am D7
Von rechts nach links zu drehen war, wenn eine Sirene pfiff
G C G
Und wenn man das versäumte, leuchtete ein rotes Licht
F C G
Das zeigte, ob der Mann daran arbeitete, oder ob nicht
[Verse 9]:
C F C
So stand er Tag für Tag an der Maschine, drehte stumm
Am Dm G
Den Griff von rechts nach links und danach wieder rechts herum
C F C
Nur in der Mittagspause musst er zum Fabrikzaun gehen
Am Dm G C
Um durch Maschen- und Stacheldraht ins Land hinauszusehen
G D G
Die Osterglocken wuchsen und verblühten vor dem Zaun
G Em Am D7
Ein Sommer kam und ging, der Herbst färbte die Wälder braun
G C G
Am Himmel sah er Wildgänse in Scharen südwärts ziehen
F C G
Er gähnte oft, und er war müd, und es fröstelte ihn
[Verse 10]:
C F C
Er gähnte immer mehr, je mehr er sich zusammennahm
Am Dm G
Er wurde immer müder, je näher der Winter kam
C F C
Vom Wachen taten ihm oft mittags schon die Augen weh
Am Dm G C
Er stand am Zaun und sagte vor sich hin: "Es riecht nach Schnee"
G D G
An dem Nachmittag schlief er glatt an der Maschine ein
G Em Am D7
Hörte nicht die Sirene, nur den Personalchef schreien
G C G
He, Du da, raus, du bist entlassen, hier ist dein Restlohn
F C G
"Entlassen?", jubelte der Bär und er machte sich davon
[Verse 11]:
C F C
Sein Bündel auf der Schulter wanderte er ohne Ziel
Am Dm G
Einfach geradeaus im Schnee, der schon in dicken Flocken fiel
C F C
So ging er einen Tag, eine Nacht und noch einen Tag
Am Dm G C
Auf der Standspur der Autobahn, wo nicht so viel Schnee lag
G D G
Mal zählte er die Autos, die er sah, doch ihm fiel ein
G Em Am D7
Dass er nur bis fünf zählen konnte, und so ließ er's sein
G C G
Und dann am zweiten Abend sah er in der Ferne hell
F C G
Im dichten Schneegestöber Neonbuchstaben: "Motel"
[Verse 12]:
C F C
Durchfroren, nass und müde trat der Bär an den Empfang
Am Dm G
Der Mann hinter dem Tresen rührte sich nicht und schwieg lang
C F C
Tat unheimlich beschäftigt, um beiläufig zu erklären
Am Dm G C
Wir haben keine Zimmer frei für Landstreicher und Bären
G D G
Habe ich das Wort "Bär" gehört, sagten Sie "Bär" vorhin?
G Em Am D7
Das heißt, Sie sind der Meinung, dass ich wirklich einer bin?
G C G
Der Mann griff kreidebleich zum Telefon, der Bär ging schnell
F C G
Zur Tür, und er verschwand im Wald, gleich hinter dem Motel
[Verse 13]:
C F C
Er stapfte durch den Wald, der ihm jetzt fremd und feindlich schien
Am Dm G
Er ging, und nach und nach verließen seine Kräfte ihn
C F C
Ich muss jetzt darüber nachdenken, dachte sich der Bär
Am Dm G C
Was mit mir werden soll, wenn ich nur nicht so müde wär
G D G
Er setzte sich vor eine Höhle und starrte noch lang
G Em Am D7
Ins Leere, hörte, wie der Schneesturm in den Bäumen sang
G C G
Er spürte ihn nicht mehr und ließ sich ganz und gar zuschneien
F C G
Und vor dem dritten Morgen seiner Reise schlief er ein